Forschungsprojekt zum Friedhof Donskoje

Statue und Gedenkstein für die deutschen Opfer des Stalinismus, der am 1. Juli 2005 auf dem Friedhof Donskoje eingeweiht wurde.
Forschungsprojekt zum Friedhof Donskoje
Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems gelangten immer mehr Informationen über die Opfer des Stalinismus an die Öffentlichkeit. Betroffene Familien berichteten erstmals in den Medien über das Verschwinden ihrer Angehörigen und suchten verstärkt nach Gründen für Verhaftungen und Hinrichtungen.
Ab 1990 konnte die Forschung sowjetische und ostdeutsche Geheimdienstquellen auswerten. 1992 veröffentlichte Memorial International auf dieser Grundlage ein erstes russisches Totenbuch für den Friedhof Donskoje.
2004 begann ein bislang einmaliges Forschungsprojekt: Memorial International, Facts & Files und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur recherchierten gemeinsam zu den in Moskau erschossenen deutschen Opfern des Stalinismus. Dabei wurden erstmals die Biografien von 927 deutschen Männern und Frauen dokumentiert.
Am 1. Juli 2005 wurde auf dem Moskauer Donskoje-Friedhof ein Gedenkstein für die deutschen Toten feierlich eingeweiht.
Das Totenbuch mit den Biografien der 927 Opfer erschien 2008 in dritter, vollständig überarbeiteter Auflage und wurde 2020 neu aufgelegt. Im Jahr 2023 wurden die nunmehr 928 Biografien im digitalen Totenbuch www.donskoje1950-1953.de online veröffentlicht.

Friedhof Donskoje während der Einweihung des Gedenksteins für die deutschen Opfer des Stalinismus am 1. Juli 2005. / Facts & Files, Berlin / Christian Reinhardt

Grab Nr. 3 mit Gedenksteinen. Seit 1992 wurden mehrere Denkmäler auf den drei bekannten Massengräbern des Friedhofs Donskoje errichtet.

Angehörige von Werner Wendt während der Trauerfeier auf dem Friedhof Donskoje am 1. Juli 2005.

Friedhof Donskoje während der Einweihung des Gedenksteins für die deutschen Opfer des Stalinismus am 1. Juli 2005.
Im Rahmen des von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur getragenen Forschungsprojektes werteten Facts & Files Berlin und Memorial International Moskau in mehreren deutschen und russischen Archiven bisher unbekannte Quellen aus. Durch die großzügige Unterstützung vieler Familienmitglieder konnte auch privates Akten- und Bildmaterial in die Forschungsarbeit mit einbezogen werden.

Totenbuch mit Biographien zu 927 deutschen Opfern, herausgegeben von Memorial International, Facts & Files und Stiftung Aufarbeitung, 2005.

Totenbuch mit Biographien zu 5.056 Stalin-Opfern verschiedener Nationen, die 1935-1953 auf dem Friedhof Donskoje bestattet wurden, 2005.
Zahlen und Fakten
Verteilung der Verurteilungen und Hinrichtungen auf die Jahre 1950–1953 sowie Herkunft der 928 auf dem Friedhof Donskoje beigesetzten Deutschen (60 Frauen, 868 Männer). Insgesamt hatten SMT in diesen Jahren 1.012 Todesurteile gegen Deutsche gefällt.
Erste und letzte Hinrichtungen von Deutschen in Moskau:
22.04.1950: Alexander Haage und Kurt Jahnke – 15.12.1953: Walter Linse und Herbert Kaiser





Söhne von Gerhard Priesemann beim Studium der MGB-Untersuchungsakte im FSB-Zentralarchiv Moskau, 2005.

Schreiben des KGB vom 3. Dezember 1990 an die Stadtverwaltung Moskau, in dem die Existenz von Massengräbern u.a. auf dem Friedhof Donskoje offiziell bestätigt wird.

Deckblatt der KGB/FSB-Liste Nr. 36 über die Erschossenen, die auf dem Friedhof Donskoje bestattet wurden.

Auszug aus der KGB/FSB-Liste Nr. 36 mit den Einträgen zu Gerhard Priesemann und anderen.