„Feinde“ und „Spione“

Warnung vor Feinden und Spionen, FDGB ca. 1950.
„Feinde“ und „Spione“
Wer als „Feind“ zu definieren war, unterlag in einem totalitären System wie der DDR der Definitionsmacht der SED-Führung und ihrer Sicherheitsorgane. Konstruierte Feindbilder, vage ideologische Vorgaben sowie „Gummiparagraphen“ im Strafrecht ermöglichten es dem MGB mit Unterstützung des MfS, vermeintliche oder tatsächliche Kritiker des SED-Regimes willkürlich zu verfolgen.
Mit dem auf dem sowjetischen Strafrecht basierenden Generalvorwurf der „Spionage“ konnten Kritiker der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen ebenso verfolgt werden wie Agenten westlicher Geheimdienste. Dabei kam es nicht auf die objektiv festgestellte Schuld des Einzelnen an, bereits eine willkürliche Behauptung konnte für die Betroffenen das Todesurteil bedeuten.
Dabei ermittelten die kommunistischen Geheimdienste auch gegen Menschen, die bereits von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren. Jedoch schützte sie ihr Schicksal nicht vor der erneuten Repression. Unter den vermeintlichen „Spionen“ befanden sich aber auch Personen die an NS-Verbrechen beteiligt waren, was bei ihrer Verurteilung durch die SMT jedoch keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielte.

Ernst Reuter, Oberbürgermeister von West-Berlin, auf der Protestveranstaltung gegen die Entführung von Walter Linse, bei der sich am 10. Juli 1952 etwa 20.000 Menschen vor dem Rathaus Berlin-Schöneberg versammelten. / Landesarchiv Berlin / Gert Schütz
Walter Linses Entführer: Kurt Knobloch





Der vom MfS ausgestellte Personalausweis von Kurt Knobloch, einem der Entführer von Walter Linse. Nach Linses Verhaftung gab die Stasi Knobloch, den sie zuvor für dieses Verbrechen angeworben hatte, eine neue Identität als „Kurt Müller“. Knobloch wurde jedoch von den westlichen Behörden enttarnt, im März 1953 in West-Berlin verhaftet und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. / Landesarchiv Berlin

Nach der Entführung von Walter Linse verstärkte die West-Berliner Polizei die Bewachung der Sektorengrenze, hier in Berlin-Lichterfelde, Juli 1952. / Landesarchiv Berlin / Bert Sass
Karteikarten zu Walter Linse aus der Zentralen Nachweiskartei (ZNK) des DRK-Suchdienstes
Ergänzungskarte zur Volkszählung von 1938 von Familie Silberstein mit Angaben zur „rassischen Herkunft“. Die Karten von „Juden“ wurden separat ausgewertet und dienten als Datengrundlage für die Verfolgung.
Über Truppentransporte und die Stahlproduktion in Riesa soll eine Gruppe um den Stahlwerker Horst Mucke Berichte an die KgU in West-Berlin geliefert haben. Siegfried Silberstein soll dabei als Kurier fungiert haben. Mucke wurde am 31. Mai 1951 in Berlin-Lichtenberg zum Tode verurteilt und am 6. August 1951 in Moskau erschossen. / Städtisches Zentrum für Geschichte & Kunst, Riesa

Sitz des SMT Thüringen und Gefängnis in Weimar, Carl-von-Ossietzky-Straße, 2005. / T&G Films Berlin / Thomas Henkel